Sitzung: 26.05.2011 Rat der Stadt Kamen
Vorlage: 034/2011
Beschluss:
Der Bürgermeister und die vom Rat der Stadt Kamen gewählten
Vertreterinnen und Vertreter in Gesellschafterversammlung und Aufsichtsrat
werden beauftragt, darauf hinzuwirken, dass die GSW in Zusammenarbeit mit der
ehw ein wettbewerbsorientiertes Beschaffungskonzept erarbeitet, das unter
Wahrung der wirtschaftlichen Belange der GSW den Anteil der Kernenergie am
Strommix der GSW nachhaltig reduziert und den Anteil aus regenerativen Energien
erhöht. Ein endgültiger Verzicht auf Atomstrom ist in Abhängigkeit der von der
Bundesregierung zu treffenden rechtlichen Rahmenbedingungen anzustreben.
Auf den Einsatz von RECS-Zertifikaten (Renewable Energy Certificate System)
soll verzichtet werden.
Abstimmungsergebnis: einstimmig angenommen
Für die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen erläuterte Herr Kühnapfel den Antrag zum Verzicht von Strom aus Atomkraftwerken durch die GSW.
Er bezog sich auf die aktuellen Ereignisse in Japan und führte aus, dass es wichtig sei auf allen Ebenen eine Lehre aus diesem Ereignis zu ziehen und sich von der Kernenergie abzuwenden.
Der Beschlussvorschlag der Verwaltung werde im Sinne eines Konsens begrüßt und unterstützt.
Er hob hervor, dass der Antrag nur ein erster Schritt in die richtige Richtung sei. Der eigentliche Ausstiegsprozess werde noch Jahre dauern. Das Ziel müsse sein, auf eine dezentrale Versorgung mit regenerativen Energien zu setzen. Bezogen auf den Kostenfaktor sei Atomstrom nicht unbedingt preiswerter als alternative Energieformen, wenn man alle anfallenden Kosten auch die Entsorgungskosten berücksichtige, die bisher von der Allgemeinheit getragen würden.
Frau Dyduch zeigte auf, dass viele Stadtwerke schon seit längerem und auch weiterhin zukunftsorientiert in regenerative Energieformen investieren würden. Den Versuch die Einkaufspolitik der GSW umzugestalten, halte sie für einen guten Weg. Die wirtschaftlichen Faktoren dürften dabei aber nicht unberücksichtigt bleiben.
Sie kritisierte, dass erst eine Katastrophe nötig sei, damit Änderungen im Energiesektor auf den Weg gebracht würden.
Frau Dyduch lobte die Unterstützung auf lokaler Ebene, wandte aber ein, dass nun die Bundesregierung handeln müsse, auch mit Blick auf den Einkauf von Energie aus dem Ausland.
Frau Schaumann begrüßte die Beschlussvorlage und stellte die Bedeutung der Wirtschaftlichkeit heraus. Sie vertrat die Auffassung, dass ein Ersatz der Kernenergie durch regenerative und nicht durch fossile Energien erfolgen sollte.
Herr Hupe informierte, dass der von den GSW bezogene Strom aktuell zu über 38 % aus regenerativen Energien stamme. In diesem Bereich habe die GSW bereits in entsprechende Beteiligungen investiert.
Herr Kloß führte aus, dass er dem Beschlussvorschlag prinzipiell zustimme, jedoch habe er Bedenken, dass die jetzige Entwicklung aus der Angst nach den Ereignissen in Japan resultiere. Bei der ganzen Diskussion dürften zudem die Kosten für die Verbraucher nicht außer Acht gelassen werden. Die Preise seien in den letzten 10 Jahren bereits um 40 % gestiegen. In diesem Zusammenhang kritisierte er die ausschließliche Gewinnausrichtung der großen Energiekonzerne.
Herr Hupe machte deutlich, dass sich die Initiative der Vorlage ausschließlich auf die konkrete Beschaffungspraxis der GSW beziehe und nicht die allgemeine Preisentwicklung thematisiere.
Im Zusammenhang mit dieser Thematik müsse auch die Frage nach der ethischen Verantwortung gestellt werden, so Herr Kissing. Es bestehe das Erfordernis, dass die Politik sich zu diesem Thema neu aufstellen müsse. Dabei müsse Berücksichtigung finden, dass jede Energieform neben den Vorteilen auch Nachteile mit sich bringe. Regenerative Energien würden u.a. Eingriffe in die Landschaft bedingen.
Damit eine Nutzung anderer Energieformen durchgesetzt werden könne, bedürfe es eines Umdenkprozesses in der Bevölkerung.
Insgesamt bewertete er die Beschlussvorlage als realistisch und pragmatisch. Ein solcher Konsens unter den Fraktionen spreche für die Verantwortung des Rates.
Herr Grosch berichtete, dass er bei einem Besuch der Tschernobyl-Ausstellung im SportCentrum Kamen-Kaiserau mit einer Schulklasse keine Antwort auf die Frage von Schülern, warum trotz der damaligen Katastrophe weiterhin Atomkraft benutzt werde, habe geben können.