Sitzung: 30.09.2010 Rat der Stadt Kamen
Vorlage: 055/2010
Beschluss:
Die Vertreter der Stadt Kamen werden beauftragt, in der Gesellschafterversammlung wie nachstehend aufgeführt abzustimmen:
- Der Jahresabschluss der Kamener Betriebsführungsgesellschaft mbH zum 31.12.2009 wird in der vorgelegten Form festgestellt.
- Der Lagebericht wird genehmigt.
- Der Jahresfehlbetrag in Höhe von 480.973,21 € wird von der Stadt Kamen ausgeglichen.
Abstimmungsergebnis: bei 6 Enthaltungen mehrheitlich angenommen
Zu Beginn bat Herr Gercek mit
Blick auf die Debatte im letzten Jahr um eine sachliche Diskussion. Er
berichtete, dass der Jahresfehlbetrag mit 481.000 Euro geringer ausgefallen
sei als im Vorjahr. Für das Jahr 2010 könne der Zuschuss möglicherweise erneut
gesenkt werden auf 427.000 Euro.
Als Gründe führte er Umstrukturierungen und Einsparungen im Personalbereich,
einen stabilen Umsatz und zurückgestellte Investitionen an.
Er zeigte sich erfreut über das Ergebnis und dankte besonders den Mitarbeitern
für ihr Engagement.
Frau Scharrenbach erinnerte
an die Diskussion zum Jahresabschluss 2008 und die Unzufriedenheit der
CDU-Fraktion mit den inhaltlichen Ausführungen zum Jahresabschluss. Sie
beklagte die fehlende Transparenz im Rat, dabei verwies sie auf den Nachtragswirtschaftsplan,
der sieben Tage nach der Ratssitzung in die Gremien eingebracht worden sei.
Die aufgezeigten Wege für einen transparenteren Abschluss seien auch für
das Jahr 2009 nicht genutzt worden.
Der geringere Jahresfehlbetrag werde mit höheren Erlösen von 20.000 Euro
aus dem Gastronomiebereich begründet. Dem könne nicht gefolgt werden. Der
Vergleich der Erlöse mit den Aufwendungen im Gastronomiebereich für die
Jahre 2008 und 2009 führe zu dem Ergebnis, dass die Aufwendungen im gleichen
Maße wie die Erlöse gestiegen seien. Die höheren Gastronomieerlöse könnten
nicht die Erklärung für den geringeren Jahresfehlbetrag sein.
Der Abschluss rufe weitere offene Fragen hervor, beanstandete Frau
Scharrenbach. Ob eine Umschuldung von kurzfristige in langfristige Darlehen
vorgenommen worden sei, könne beispielsweise nur vermutet werden.
Sie merkte kritisch an, dass der Jahresabschluss bereits am 13.09.2010
im Bundesanzeiger veröffentlicht worden sei.
Aufgrund der fehlenden Darlegung von Perspektiven und der mangelnden
inhaltlichen Darstellung der Geschäftsentwicklung im Lagebericht, werde die
CDU-Fraktion den Jahresabschluss nicht feststellen und einer Entlastung des
Geschäftführers nicht zustimmen.
Herr Kloß kritisierte, dass
sich seit 10 Jahren in der Diskussion um den Jahresabschluss inklusive der
Aussagen des Aufsichtsratvorsitzenden inhaltlich nichts geändert habe. Für ihn
stelle sich die Frage, ob der Jahresabschluss im Hinblick auf die finanzielle
Situation der Stadt in dieser Form noch genehmigungsfähig sei. Eine Zustimmung
zum Jahresabschluss sei nicht verantwortbar.
Die Kritik der CDU-Fraktion werde zum Teil von seiner Fraktion geteilt,
so Herr Kühnapfel. Die Lage der
Stadthalle werde nicht bzw. nur oberflächlich im Lagebericht dargestellt. Nach
der Debatte im letzten Jahr sei der nun vorgelegte Jahresabschluss
enttäuschend. Unter Bezugnahme auf die Aussage von Frau Scharrenbach zu den
Gastronomieerlösen, bat er um Erläuterung, woraus die Verbesserung des
Ergebnisses tatsächlich resultiere.
Herr Grosch schloss sich dieser
Kritik an. Die Beurteilung der CDU-Fraktion zum Nachtragswirtschaftsplan im
Jahr 2009 werde geteilt. Vom Aufsichtsrat hätte erwarten werden können, dass
er in einer solchen Situation tätig werde. Der im Vergleich zu den Jahren 2003
und 2004 um 50 Prozent erhöhte Zuschussbedarf im Jahr 2009 werde mit der Wirtschaftskrise
begründet. Es bestehe die Erwartung, dass strukturelle und konzeptionelle Änderungen
aufgezeigt werden müssten. Dies werde in dem vorgelegten Lagebericht erneut vermisst.
Frau Schaumann zitierte aus
dem Handelsgesetzbuch und verdeutlichte, dass dem vorgelegten Jahresabschluss
die Erläuterungen fehlen würden. Die Geschäftsverhältnisse sowie das
Geschäftsergebnis würden nicht erläutert. Die FDP-Fraktion werde dieser
Vorlage sowie der Entlastung der Geschäftsführung nicht zustimmen.
Herr Gercek zeigte sich
irritiert über die geäußerte Kritik. Er machte deutlich, dass der Lagebericht
so gehalten worden sei, um die eigenen schützenswerten Interessen der KBG
gegenüber den Mitwerbern zu wahren.
Zudem verwundere es ihn, dass der Jahresabschluss im Aufsichtsrat, trotz
der Kritik aus den Reihen der anderen Fraktionen, einstimmig beschlossen worden
sei.
Anhand von Beispielen zeigte er auf, dass die Strukturen bzw. Konzepte
der Stadthalle durchaus bekannt seien.
Die KBG sei Dienstleister für den Kulturbetrieb der Stadt. Herr Gercek
rief in Erinnerung, dass sie in dem Bewusstsein gegründet worden sei, eine Verlustgesellschaft
mit Zuschussbedarf zu sein. Erst langsam würden sich Erfolge einstellen. Ziel
sei es, den Fehlbetrag unter 400.000 Euro zu senken.
Zur Frage der Verbesserung der Gastronomieerlöse bestätigte er, dass
diese erzielt worden seien. Im Lagebericht werde die Verbesserung deutlich. Er
könne nur empfehlen bei Fragen das Gespräch mit Mitgliedern des Aufsichtsrates
zu suchen.
Zur Erlösbewertung führte Herr Hupe
aus, dass bei der Betrachtung aller Aufwendungen im Gastronomiebereich in
Relation zu den Erlösen, eine Verbesserung der Erlössituation erkennbar sei.
Nach Bewertung der Kreditierung im Aufsichtsrat, sei durch den Geschäftsführer
eine Umschuldung der Kredite vorgenommen worden. Die berechtigte Kritik zur
verfrühten Veröffentlichung des Jahresabschlusses im Bundesanzeiger, sei
bereits mit dem Geschäftsführer erörtert worden, um eine Wiederholung
auszuschließen.
Der Lagebericht könne möglicherweise anders gestaltet werden. Allerdings
betrachte er die dem Rat durch den Lagebericht in Kombination mit den Erläuterungen
des Aufsichtsratsvorsitzenden gegebenen Informationen als ausreichend.
In Bezug auf das Personal seien die kurzfristigen Beschäftigungsverhältnisse
überprüft worden. Im Ergebnis seien diese Beschäftigungsverhältnisse teilweise
in geringfügige Beschäftigungen umgewandelt worden. Dies habe zu einer
Steuerrückforderung geführt.
Herr Hupe machte deutlich, dass es den vorliegenden Rahmen überschreite,
alle Belange des Aufsichtsrates im Rat zu besprechen. In diesem Zusammenhang
verwies er auf sein Angebot, in persönlichen Gesprächen zu informieren.
Er äußerte sich vorsichtig optimistisch, dass der Fehlbetrag im
laufenden Jahr um 100.000 Euro geringer als im Jahr 2008 ausfallen könnte.
Befremdlich sei für ihn, dass die CDU-Fraktion im Aufsichtsrat den
Jahresabschluss mitbeschlossen habe, dem Geschäftsführer nun aber die Entlastung
versagt werden solle.
Trotz mehrfacher Kritik zu fehlenden Konzepten, seien auch aus dem Rat
keine umsetzbaren Vorschläge gemacht worden. Beispielsweise sei ein Verkauf
vor dem Jahr 2017 aufgrund der Förderbindung nicht möglich.
Herr Krause nahm
ab 16.40 Uhr an der Sitzung teil.
Herr Eisenhardt erwartete vom
Aufsichtsrat eine größere Bereitschaft Informationen an den Rat weiterzugeben,
was einen ausführlicheren Lagebericht mit einschließe. Beispielhaft verwies
er auf den Jahresabschluss der TECHNOPARK Kamen GmbH, dessen Lagebericht
ausreichend informiere, ohne zu sehr ins Detail des laufenden Geschäftes
einzugehen. Der Lagebericht der KBG sei für 2009 noch kürzer ausgefallen als
im letzen Jahr.
Ihm sei nicht bekannt und er könne sich auch nicht vorstellen, dass bei
Gründung der KBG bewusst eine Verlustgesellschaft beschlossen worden sei. Im
Vergleich habe die Stadthalle Unna für das Jahr 2008 weniger als 1000 Euro
Verlust zu tragen gehabt. Er erwarte, dass neue Konzepte für die KBG
entwickelt und vorgestellt werden.
In Hinblick auf den absehbaren Zuschussbedarf der KBG, verwies Herr Hupe auf den bei der Gründung der KBG
aufgestellten Businessplan, der einen jährlichen Zuschussbedarf in Höhen von
seinerzeit 300.000 DM ausweise.
Er korrigierte die Aussage zum Verlust der Stadthalle Unna dahingehend,
dass die Stadt Unna 566.959,01 Euro Verlustabdeckung an die Stadthalle habe
zahlen müssen, so dass der von Herrn Eisenhardt erwähnte Jahresfehlbetrag
i.H.v. 776,91 Euro verbleibe.
Herr Kloß führte aus, dass er
auch zukünftig keine Änderungen in Bezug auf die KBG erwarte. Jahrelang sei
gefordert worden, die Stadthalle zu vermieten. Diesem Vorschlag sei trotz
vorhandener Mietinteressenten nicht gefolgt worden. Er machte den Vorschlag
über Zusammenschlüsse mit anderen Stadthallen nachzudenken.
Herr Hupe wies darauf hin,
dass die Idee einer Zusammenlegung bereits diskutiert worden sei, mit dem
Ergebnis, dass eine Realisierung nicht möglich sei.
Frau Scharrenbach wandte ein,
dass Vorschläge zur konzeptionellen Steuerung nur schwerlich durch
Ratsmitglieder zu entwickeln seien, da das dafür nötige detaillierte geschäftsinterne
Wissen fehle.
Bereits im Jahr 2008 sei der Wunsch an die Verwaltung herangetragen worden
die Höhe der internen Umsätze in Form der Anmietung der Stadthalle durch die
Stadt und die Höhe der Umsätze durch Dritte separat auszuweisen. Dies sei weder
für 2008 noch 2009 geschehen.
Den Erläuterungen zur Höhe des Nachtrages in 2009 könne nicht ganz gefolgt
werden. Wenn der ursprüngliche Wirtschaftsplan mit 354.000 Euro um die
Nachzahlung der Personalkosten i.H.v. 57.000 Euro erhöht werde, erhöhe sich
der Fehlbetrag auf 411.000 Euro. Tatsächlich habe sich der Fehlbetrag im
November auf 502.000 Euro erhöht. Dies lasse den Schluss zu, dass nicht allein
die Nachzahlung der Personalkosten die Erhöhung des Fehlbetrags herbeigeführt
habe.
Richtig sei, dass der Materialaufwand für bezogene Leistungen gesunken
sei, vermutlich stehe dies im Zusammenhang mit den von Mietern erbrachten
Eigenleistungen. Sie kritisierte, dass entsprechende Erläuterungen nicht im
Lagebericht enthalten seien. Über den Fehlbetrag könne daher nur spekuliert
werden.
Abschließend bat sie den Aufsichtsratvorsitzenden beim Jahresabschluss
2010 auf hinreichend konkrete Ausführungen und einen umfangreicheren
Lagebericht hinzuwirken.
Herr Kloß wies auf die Bemühungen
der BG-Fraktion in den letzten Jahren hin, sich intensiv, auch durch Gesprächen
mit dem Geschäftsführer, mit der Thematik zu beschäftigen.
Herr Hupe zeigte die
Möglichkeit auf, den Geschäftsführer zu Fraktionssitzungen einzuladen, um
dort gezielt die offenen Fragen zu klären. Zudem wies er daraufhin, dass die
Wirtschaftsprüfer keine Einwendungen zum Jahresabschluss erhoben und ein
Testat erteilt hätten.
Herr Grosch appellierte an
die Mitglieder des Aufsichtsrates bezüglich eines detaillierten Lageberichtes noch
intensiver auf die Geschäftsführung einzuwirken. Allerdings halte er das
Abstimmungsverhalten zu diesem Tagesordnungspunkt, mit Blick auf das
Abstimmungsverhalten im Aufsichtsrat der KBG, für befremdlich.
Frau Müller wies auf die
vielfach geführten Diskussionen, und das Bemühen um Verbesserungen im
Aufsichtsrat hin und erinnerte daran, dass der Jahresabschluss dort einstimmig
beschlossen worden sei.