Frau Brückel schilderte einleitend die Entstehungsgeschichte der Familienbande. Ursprünglich fanden sich 40 Eltern zusammen, deren Grundüberlegung dahin ging, was man in Kamen ge­stalten kann. Um die Vorgehensweise in geordnete Bahnen zu lenken, erfolgte dann die Vereins­gründung. Im Jahre 2008 wurden dem Verein seitens der Stadt Kamen die Räumlichkeiten an der Bahnhofstraße 46 kostenfrei zur Verfügung gestellt. Die Räumlichkeiten wurden seitens des Vereins in Eigenleistung renoviert. Die zur Verfügung stehende Fläche betrage jedoch nur 100 m² und sei nicht barrierefrei. Zur Eröffnung im August 2008 seien über 400 Besucher er­schie­nen. Schon da war klar, dass das Platzangebot nicht ausreiche.

Konzeptionell sei die Familienbande ein offenes Haus für alle Generationen.

Im Nachgang schilderte Frau Brückel die vorgehaltenen Angebote.

1.  Das der Beratung dienende Familienbüro ist Montags bis Freitags in der Zeit von 9.00 – 12.00 Uhr geöffnet.

2.  Weiterhin sei ein Second-Hand-Laden eingerichtet worden.

3.  Kinder könnten vor Ort flexibel gestaltet betreut werden.

4.  Familienbildende und kulturelle Veranstaltungen würden durchgeführt.

5.  Auf dem Sektor der beruflichen Weiterbildung sei man ebenfalls aktiv.

 

Das Familiencafe ist das Herzstück des Hauses. Erfahrungen mit Einrichtungen wie der Fami­lien­bande gebe es seit rd. 20 Jahren. Bekannt geworden seien diese unter dem obsoleten Be­griff Mütterzentren. Diese dienen häufig als Ersatz für die durch den Wandel unserer Gesell­schaft nicht mehr vorhandenen natürlichen Begegnungsstätten. Man selbst verstehe das Cafe nicht als Angebot, sondern als Gelegenheit, Begegnungen zu ermöglichen.

 

Anhand einer weiteren Folie erläuterte Frau Brückel das Angebot der Familienbande auf dem Sektor Familienbildung. Sie wies darauf hin, dass jährlich 2000 Unterrichtsstunden auf einer Fläche von lediglich 100 m² stattfänden. Diese Angebote würden jedoch nicht nur vom soge­nannten Bildungsbürgertum wahrgenommen.

Mittels eines weiteren Schaubildes erläuterte Frau Brückel das von der der Familienbande auf­gebaute Unterstützungsnetzwerk. Exemplarisch erläuterte sie, wie Eltern mit behinderten Kin­dern Hilfe gewährt werden könne. Hier erwähnte sie Hinweise auf zu stellende Anträge, Möglich­keiten der Durchführung von Baumaßnahmen sowie zustehende Fördermöglichkeiten.

Ausdrücklich wies Frau Brückel darauf hin, dass die Errichtung von Doppelstrukturen jedoch ver­mieden werden soll.

Ein breites Tätigkeitsfeld eröffne sich für die Familienbande auf dem Gebiet der frühen Hilfen. Hier würden jungen Eltern Informationen durch externe und interne Fachleute wie z.B. Hebam­men, Heil- und Sonderpädagogen oder auch Logopäden geliefert.

Grundgedanke der Familienbande sei die sogenannte Inklusion. Trotz der Verschiedenheit aller Menschen durch unterschiedliche Herkunft, Fähigkeiten oder Beeinträchtigungen wolle man Schubladendenken vermeiden und die Menschen nicht in spezielle Zielgruppen einteilen.

So gebe es keine speziellen Angebote für behinderte Menschen oder Migranten.

 

Zur Zeit seien für das Familiennetzwerk 20 Mütter tätig, die nicht bezahlt würden. Dies wolle man zukünftig ändern.

Seitens des Vereins habe man die Vision entwickelt, das vorhandene Gebäude durch Um- und Anbaumaßnahmen so zu vergrößern, dass eine Villa mit ausreichender Nutzfläche entstehe.

 

Im Rahmen des Landesprogrammes Familienzentrum NRW habe man einen Qualifizierungs­prozess durchlaufen, der die Familienbande in die Lage versetze, für das geplante Bauvorhaben einen Zuschuss seitens des Ministeriums zu erhalten.

Bei Baukosten in Höhe von 1 Million Euro übernähme das Land NRW einen Anteil in Höhe von 700.000 €, 20% der Kosten der Baumaßnahme habe der Verein selbst zu stemmen.

Grundvoraussetzung für die Förderung durch das Land überhaupt sei allerdings die Übernahme von 10% der Kosten durch die Stadt Kamen.

Bei Realisierung des Bauvorhabens sei zukünftig eine Kooperation mit der Lebenshilfe geplant. Ziel sei es dann, Integrationsbetrieb für behinderte Menschen zu werden. Weiterhin plane man die Weiterentwicklung zur Familienbildungsstätte.

Abschließend nahm Frau Brückel zu der Tatsache Stellung, dass die Familienbande Kursent­gelte erhebe. Es entständen zum Beispiel nicht unerhebliche Kosten für die Inanspruchnahme der Heilpädagogen. Man unterläge schlichtweg Finanzierungsszwängen.

Sie wies jedoch darauf hin, dass Kursentgelte auch in Naturalien, wie z.B. durch Kuchenbacken, erbracht werden könnten.

 

Frau Mann wertete die Arbeit der Familienbande als ambitioniert und engagiert.

 

Frau Lenkenhoff stellte fest, dass offensichtlich sehr viel für behinderte Kinder getan werde. Angesichts der Erhebung von Kursentgelten und Kosten für Besuche des Cafes stellte sie sich die Frage, wie ALGII-Bezieher die Teilnahme finanzieren sollten.

 

Frau Brückel teilte mit, dass Kursentgelte in Höhe von 3,75 € pro Stunde erhoben würden. Darin enthalten sei die kostenfreie Gestellung von Obst und Getränken für Kinder. Bei der Kursbelegung würden immer 1-2 „Notplätze“ für ALGII-Bezieher freigehalten.

Sie wies darauf hin, dass die von Dozenten geleistete Arbeit letztlich auch bezahlt werden müsse. Ziel sei es nach wie vor, die Kurse kostenfrei anzubieten.

 

Herr Drüke wies darauf hin, dass nach dem Selbstverständnis der Familienbande diese Einrichtung ein Erlebnisort für Männer und Frauen sein solle. Nach seiner Auffassung und Wahrnehmung kämen Männer beim Angebot der Familienbande eindeutig zu kurz.

Die vom Verein geplante Baumaßnahme und die damit verbundenen Kosten halte er angesichts eine Einwohnerzahl der Stadt Kamen von rd. 45.000 für überdimensioniert.

 

Frau Brückel wies darauf hin, dass sie insbesondere den bildungsfernen und schwachen Schich­ten ein Familienbild vermitteln würden mittels Erlebnissen, die sonst nie stattfinden würden, wie z.B. Waldspaziergänge.

Sie widersprach der Meinung des Herrn Drüke, dass die geplante Baumaßnahme für Kamen überdimensioniert sei.

Weiterhin würde in den Räumlichkeiten ein Männerstammtisch angeboten. Der 3. Vorsitzende des Vereins sei ebenfalls ein Mann.

 

Herr Drüke erwiderte, dass nach seiner Einschätzung Institutionen wie die Familienbande dem Familienleben abträglich seien.

 

Frau Brückel merkte an, dass man mit diesem Konzept das Land Nordrhein-Westfalen über­zeugt habe.

 

Frau Mann dankte den Vertretern der Familienbande für ihren Vortrag.