Sitzung: 01.10.2002 Rat der Stadt Kamen
Vorlage: 170/2002
Beschluss:
Der Rat der Stadt Kamen stellt den
Jahresabschluss und den Lagebericht des Städt. Hellmig-Krankenhauses Kamen für
das Jahr 2001 in der vorgelegten Form fest.
Der Bilanzverlust beträgt 255.940,85
DM und wird auf das Jahr 2002 vorgetragen.
Die Kapitalrücklage reduziert sich
durch Abschreibungen für das Personalwohnheim auf 267.390,23 DM.
Die Gewinnrücklage beträgt
unverändert 3.500.000,00 DM.
Die Höhe des festgelegten
Eigenkapitals bleibt ebenso unverändert.
Abstimmungsergebnis: einstimmig angenommen
Herr Rickwärtz-Naujokat dankte zunächst den Herren Henter und Langhorst als den ehemaligen Verwaltungsleitern dafür, dass sich das Städt. Hellmig-Krankenhaus unter ihrer Regie finanziell gut entwickelt habe bis hin zu einer Finanzstärke von ca. 6 Mio. DM. Zum ersten Mal seit 1993 weise der Jahresabschluss einen Bilanzverlust von 255.940,85 DM aus. Zur Analyse dieses Ergebnisses bezog sich Herr Rickwärtz-Naujokat auf den Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und zitierte aus der Anlage VIII “Die Ursachen des Jahresfehlbetrages sind nicht über das Budget refinanzierte Personalkostensteigerungen (BAT) sowie der deutlich gestiegene Aufwand für medizinischen Bedarf. Zum anderen sind insbesondere die Erlöse im Budgetbereich aufgrund des Rückgangs der Behandlungstage gesunken.“ Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft habe festgestellt, dass die betrieblichen Ursachen insbesondere in der Organisation bei personellen Veränderungen im Verwaltungsbereich liegen, die zu fehlenden Kontrollen, vor allem im medizinischen Bedarf, geführt hätten. Wettbewerbsbedingte Ursachen lägen darin, dass bedingt durch die Einführung eines neuen Entgeltsystems Vorleistungen durch die Einstellung eines EDV-Fachmannes und eines medizinischen Controllers erbracht worden seien, die zusätzliche Kostensteigerungen verursacht haben.
Jetzt stelle sich die Frage, was zu unternehmen sei, um das Krankenhaus langfristig in kommunaler Trägerschaft halten zu können. Eine besondere Rolle in diesem Konsolidierungsprozess komme dem neuen Verwaltungsleiter zu. Einige Vorschläge aus dem Konzept der Fa. Thyssen-Krupp seien bereits umgesetzt worden bzw. befänden sich in der Realisierungsphase. Besonders wichtig seien zur Zeit eine scharfe Kontrolle der Einnahmen und Ausgaben im Bereich des medizinischen Bedarfs und kurzfristig genaue Überlegungen in der Personalpolitik. Darüber hinaus müsse in unvoreingenommener Weise über eine Änderung der Betriebsform in kommunaler Trägerschaft nachgedacht werden. Ebenso müsse überlegt werden, in welcher Art und Weise das Krankenhaus seine Leistungsfähigkeit nach außen hin darstellen kann mit dem Ziel, die Erlöse zur Sicherung des Krankenhauses weiter zu steigern.
Frau Scharrenbach sagte, dass der Bilanzverlust ca. 256.000 DM betrage; das Betriebsergebnis hingegen aber ein Defizit von 912.000 DM ausweise. Für das laufende Rechnungsjahr sei ein Defizit von 918.000 € prognostiziert. Die Schieflage im Gesundheitswesen sei bekannt. Auch die Budgetverhandlungen für das Jahr 2003 ließen keine Erlössteigerungen erwarten. Zu den erhöhten Aufwendungen, z.B. Blutkonserven, merkte Frau Scharrenbach kritisch an, dass die Krankenkassen auf Kosten der kommunalen Krankenhäuser wirtschafteten. Die von der Verwaltungsleitung geplanten Maßnahmen zur Verbesserung der finanziellen Situation seien eingehend im Krankenhausausschuss vorgestellt worden. Die CDU-Fraktion spreche der Krankenhausleitung und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihr Vertrauen aus und sei davon überzeugt, dass in den nächsten Monaten auch die richtigen Maßnahmen ergriffen würden. Bezüglich einer möglichen Änderung der Betriebsform oder auch anderer Überlegungen werde ihre Fraktion zunächst die Entwicklung des laufenden Jahres abwarten.
Auf die von Herrn Rickwärtz-Naujokat aufgeworfene Frage von möglichen Maßnahmen zum Erhalt des Krankenhauses in kommunaler Trägerschaft erklärte Herr Kissing, dass die CDU-Fraktion zunächst für alle Möglichkeiten offenbleiben wolle. Dies gelte auch für die Betriebsform. Zielsetzung seiner Fraktion sei, das Krankenhaus langfristig in Kamen als Angebot der medizinischen Grundversorgung zu halten. Der CDU-Faktion sei auch bewusst, dass das Krankenhaus im Hinblick auf einen langfristigen Erhalt entsprechende Investitionen benötige. Bevor Entscheidungen getroffen werden, sollte zunächst die Entwicklung in den nächsten Monaten abgewartet werden.
Herr Hupe sah die Finanzsituation des Krankenhauses derzeit als solide und nicht bedrohlich an, da noch ausreichende Rücklagen vorhanden seien. Es werde aber Rücklagenverzehr betrieben. Der ausgewiesene Bilanzverlust stelle die reale Lage nicht hinreichend dar. Für das Jahr 2002 zeichne sich ein weiterer Werteverzehr ab. Der neue Verwaltungsleiter benötige Zeit, um diese Entwicklung umzusteuern. Die Sachentscheidungen für den neuen Kurs berechtigten durchaus zu Optimismus. Die SPD-Fraktion werde mit grundsätzlichen Diskussionen bis Ende 2003 warten, da die Wirkung der eingeleiteten Maßnahmen bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewertbar sei. Für die SPD-Fraktion stehe die Frage der Festlegung auf eine Gesellschaftsform nicht im Vordergrund. Die Beantwortung werde davon abhängen, ob sich die jetzige Führungsstruktur als hinreichend effizient erweisen werde. Die SPD-Fraktion strebe auch insofern keine Änderung an, als sie sich ihrer Fürsorge gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Krankenhauses bewusst sei. Seine Fraktion setze zunächst darauf, das Krankenhaus in kommunaler Trägerschaft zu erhalten. Sollte sich dies aus bilanzieller Sicht als schwierig erweisen, sei die SPD-Fraktion für Diskussionen offen und sehe diese dann auch im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen dem Jahresergebnis des Krankenhauses und dem kommunalen Haushalt als erforderlich an. Die SPD-Fraktion sehe der weiteren Entwicklung des Krankenhauses optimistisch entgegen. Signal solle die Ermutigung und nicht die Verunsicherung der Krankenhausbelegschaft sein.
Die FDP-Fraktion sei für ihren Trend zu Privatisierungen bekannt, führte Herr Nieme aus. Allerdings schmerze dieser Gedanke, wenn das städtische Hellmig-Krankenhaus davon betroffen sein könne. Herr Nieme hielt es daher für geboten, in der Öffentlichkeit mit Formulierungen dieser Art vorsichtig umzugehen. Die FDP-Fraktion bedanke sich bei der bisherigen und neuen Verwaltungsleitung sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre erbrachten Leistungen.
Als wichtigen Aspekt für die weitere Entwicklung des Krankenhauses sah Herr Nieme zudem die Konkurrenz zwischen den Krankenhäusern an. Es sollte analysiert werden, aus welchen Gründen sich die Patienten für das jeweilige Krankenhaus entscheiden.