Sitzung: 28.11.2016 Planungs- und Straßenverkehrsausschuss
Beschlussvorschlag 1:
Der Planungs- und Straßenverkehrsausschuss beauftragt die Verwaltung, zu
prüfen, ob auf der Grünfläche gegenüber dem Parkhaus am Bahnhof
Radabstellanlagen unter Berücksichtigung von Ladestationen für Elektrofahrräder
und einer modernen Stadtbegrünung errichtet werden können. Es sind
verschiedene Varianten von Radabstellanlagen auf ihre Realisierbarkeit hin zu
überprüfen. Dem Planungs- und Verkehrsausschuss ist das Ergebnis der Prüfung
inkl. einer Kostenschätzung für die Errichtung und dem Betrieb unter
Berücksichtigung von Fördergeldern zur Beschlussfassung vorzulegen.
Abstimmungsergebnis: bei
13 Gegenstimmen mehrheitlich abgelehnt
Beschlussvorschlag 2:
Der Planungs- und Straßenverkehrsausschuss beauftragt die Verwaltung,
Gespräche mit dem NWL mit dem Ziel der Schaffung eines Zugangs zum Bahnhof
Kamen von der Südseite her aufzunehmen; es ist Bericht zu erstatten.
Abstimmungsergebnis: bei
13 Gegenstimmen mehrheitlich abgelehnt
Beschlussvorschlag 3:
Der Planungs- und Straßenverkehrsausschuss fordert die Verwaltung auf,
in einer der nächsten Sitzungen (bis zum Sommer 2017) Vorstellungen für eine
Nachnutzung der Landesliegenschaft an der Dortmunder Allee – u.a. unter
Berücksichtigung einer Planvariante mit einem Bahnhofszugang von der Südseite –
vorzulegen.
Abstimmungsergebnis: bei
12 Gegenstimmen mehrheitlich abgelehnt
Frau Scharrenbach begründete den vorliegenden Antrag ihrer Fraktion.
Dieser schließe an den Vortrag zu intermodalen Verknüpfungspunkten in der
letzten Sitzung an. Durch den RRX werde es deutlich mehr Zugänge zum
schienengebundenen Personennahverkehr geben. Dieser Verkehr müsse organisiert
und entsprechende Angebote gemacht werden, beispielsweise im Bereich der
Fahrradabstellanlagen. Die Analyse des Kreises Unna habe für die
Fahrradabstellanlage am Bahnhof eine Auslastung von 150 % aufgezeigt, was
Handlungsbedarf deutlich mache. Aus diesem Grund rege die CDU-Fraktion den Bau
eines Fahrradparkhauses auf der Grünfläche gegenüber des Pkw-Parkhauses an.
Desweiteren werden Gespräche zur Erschließung der Südseite des Bahnhofs
vorgeschlagen, sowohl durch die Zuwegung als auch im Zusammenhang mit der Frage
der Nachnutzung der ehem. Autobahnpolizei. Zudem werde eine Bewirtschaftung des
Parkhauses im Rahmen der zulässigen Möglichkeiten unter Berücksichtigung der
Förderrichtlinien befürwortet. Frau Scharrenbach regte eine Abstimmung der Einzelpunkte
an, falls dies einer Mehrheitsfindung dienlich sei.
Frau Schaumann befürwortete eine Abstimmung der Einzelpunkte. Sie halte
eine zusätzliche Fahrradabstellanlage für sinnvoll und verwies in diesem
Zusammenhang auf das Fahrradabstellanlagenkonzept. Vor dem Hintergrund des
kostenlosen Parkens für Autos sei ein erweitertes kostenloses Parkangebot für
Fahrräder angebracht. Die Anlage von E-Bike-Ladestationen wird aufgrund hoher
Wartungskosten kritisch beurteilt. Frau Schaumann äußerte, die Bewirtschaftung
des Parkhauses werde abgelehnt, u.a. aufgrund der rechtlichen Vorgaben durch
die Förderrichtlinie.
Herr Krause verwies auf das Nahmobilitätskonzept als Maßnahme aus dem
vom Rat der Stadt Kamen beschlossenen Integrierten Klimaschutzkonzept. Im
Umwelt- und Klimaschutzausschuss vom 06.10.2016 sei durch Herrn Breuer
umfassend zum Nahmobilitätskonzept berichtet worden. Die entsprechenden Mittel
seien bereits beantragt und auch bewilligt. Zudem erfolge die Gesamtfortschreibung
des Nahverkehrsplans durch den Kreis Unna in den Jahren 2017/2018. In diesem
Zusammenhang regte Herr Krause für den Bahnhof Kamen die weitergehende und das
Nahmobilitätskozept ergänzende Erstellung eines Konzeptes zur
Pendlerinfrastruktur in Kamen gemeinsam mit dem Kreis Unna und dem Zweckverband
Ruhr-Lippe an. Der Neubau einer Abstellanlage auf der Grünfläche gegenüber des
Parkhauses erscheine aufgrund der Entfernung zum Bahnhof und der Breite und
Belastung der zu querenden Straße ungeeignet. Es sollen zunächst die
Potenziale der bestehenden Radstation ausgeschöpft werden, auch im Zusammenhang
mit Lademöglichkeiten für E-Fahrräder. Weitere Angebote würden die Frequenz der
Radstation weiter reduzieren.
Zum Zugang auf der Südseite habe es in
der Vergangenheit bereits ausführliche Diskussionen gegeben. Die Idee zur
Verlängerung des Tunnels wurde vor dem Hintergrund des erforderlichen
aufwendigen Umbaus aus Kostengründen verworfen. Zudem würde ein Durchstich zum
Verlust von P+R Parkraum auf der Borsigstraße führen. In diesem Zusammenhang
müsse auch eine mögliche Rückzahlung von Fördergeldern beachtet werden. Der nah
gelegene vorhandene Tunnel sei außerdem aus Mitteln des KP1-Paketes umfassend
barrierefrei saniert worden. Ein weiterer Durchstich sei somit nicht sinnvoll.
Zur Nutzung der ehem. Polizeikaserne
äußerte Herr Krause, dass die Immobilie im Eigentum des Landes NRW und einige
Gebäude unter Denkmalschutz stünden. Er plädiere auch hier für ein
Gesamtkonzept statt Einzelmaßnahmen.
Die Parkraumbewirtschaftung werde
ebenfalls kritisch gesehen. Herr Krause verwies auf den gültigen Ratsbeschluss
aus 2011, der bindend sei. Abschließend erinnerte er an die umfangreiche
Umgestaltung des Bahnhofsumfelds in den letzten Jahren unter Zuhilfenahme von
Fördergeldern und mit Eigenanteilen der Stadt Kamen. Die Bedeutung des
Bahnhofs beschränke sich nicht auf Kamen. Vor diesem Hintergrund forderte Herr
Krause eine Förderung von künftigen Investitionen im Zusammenhang mit dem RRX
durch ZRL, Kreis und Bezirksregierung.
Frau Scharrenbach betonte, dass die CDU-Fraktion das zuvor auch durch
ihre Fraktion initiierte Integrierte Klimaschutzkonzept abgelehnt habe, da
Inhalte nicht ausreichend berücksichtigt worden seien. Das
Nahmobilitätskonzept würde ausgekoppelt betrachtet. Es gäbe eine gesonderte
Beschlussfassung. Frau Scharrenbach warf der SPD-Fraktion vor, keine Lösung für
den Radverkehr und die steigenden Pendlerverkehre zu zeigen. Insbesondere in
Verbindung mit dem kommenden RRX und steigenden Bedarfen sei dies zwingend
notwendig. Die intermodale Untersuchung zeige schließlich, dass man bei
entsprechendem Angebot noch mehr Pendler erreichen könne. Die Kosten von
damals 3 Mio. DM für den Südzugang zum Bahnhof seien verhältnismäßig zu sehen
und die Zukunftsfähigkeit des Bahnhofs Kamen als Kragenkopf zum VRR in den
Fokus zu stellen. Es gäbe heute bereits 6.000 Ein-/Ausstiege täglich und es sei
perspektivisch mit bis zu 10.000 Ein-/Ausstiegen täglich zu rechnen. Die
Teilfortschreibung des ÖPNV-Planes sei gemeinsam im Planungs- und
Straßenverkehrsausschuss beschlossen worden, wonach der Kamener Bahnhof 2017
besser angebunden sein wird. Die Vollfortschreibung des Nahverkehrsplanes
beginne 2017/2018 und berücksichtige auch die Anbindung des Bahnhofs Methler an
den RRX. Frau Scharrenbach drängte auf eine zeitnahe Lösung und stellte die
Frage, wie der Bahnhof Kamen zukunftsfähig für den RRX ertüchtigt werden solle.
Darüber hinaus sei ihre Fraktion überrascht, da der Kauf der Polizeikaserne
durch die Stadt angekündigt worden sei.
Herr Krause erwiderte, dass kein Kauf der Polizeikaserne durch die Stadt
vorgesehen gewesen sei. Diese habe lediglich einen Kauf der Immobilie durch
Investoren angeregt.
Frau Scharrenbach erinnerte an die Nutzung der ehem. Autobahnpolizei als
Asylunterkunft und in diesem Zusammenhang angeregte Gespräche mit dem Land über
eine Reduzierung des Kaufpreises der Immobilie. Die Nachnutzung der ehem.
Autobahnpolizei sei kontrovers diskutiert worden.
Herr Liedtke erklärte, die Diskussion zur Parkraumbewirtschaftung habe
insbesondere auch das Bahnhofsumfeld betroffen. Dennoch habe es einen Beschluss
dagegen gegeben. Für den Durchstich zur Borsigstraße wären aktuell mehrere 8
Mio. Euro zu kalkulieren. Die Stadt Kamen habe keine Kaufabsicht der ehem.
Polizeikaserne gehabt, sondern lediglich mit Partnern gesprochen. Das Land
verkaufe die Polizeikaserne nur in Gänze und sei nicht bereit, Teilflächen zu
veräußern. Zudem handele es sich um ein Baudenkmal. Herr Liedtke regte eine
Wohnbebauung auf der Südseite an. Das Wohnen in Bahnhofsnähe vermeide
zusätzliche Parkverkehre.
Herr Breuer nahm Bezug auf die Ausführungen von Frau Scharrenbach und
stellte fest, dass die genannte Auslastung von Fahrradabstellanlagen am Bahnhof
Kamen sich lediglich auf die Anlage direkt am Gleis beziehe. Darüber hinaus
bestünden am Bahnhof freie Kapazitäten, sowohl in Form von Bügeln am Parkhaus
als auch in der Radstation, die auch im Sommer noch Potenzial habe.
Herr Diederichs-Späh erinnerte daran, dass die prognostizierten
Zuwachsraten die Stadt Kamen bereits im Sommer 2017 erreichen würden. Demnach
herrsche Zeitdruck und dringender Handlungsbedarf. Er verwies beispielhaft auf
den Bahnhof in Soest, der eine ideale Lösung für alle Verkehrsteilnehmer
darstelle.
Herr Müller begrüßte eine Einzelabstimmung der Punkte des Antrags
ebenfalls. Er begrüße die Nutzung der Wiese für Fahrradparkplätze. Dem Zugang
von der Südseite könne zugestimmt werden, wenn dies realisierbar sei. Der
Wegfall von Pkw-Parkplätzen müsse dann allerdings an der Dortmunder Allee ausgeglichen
werden. Eine mögliche Parkraumbewirtschaftung müsse differenziert betrachtet
werden. Die ersten 24 Stunden sollten kostenlos bleiben und eine Berechnung
erst darüber hinaus erfolgen. Eine Bewirtschaftung günstiger als das Niveau von
Flughafenparkhäusern halte er hingegen für kontraproduktiv.
Herr Heidenreich wies auf den hohen Parkdruck im Süden aufgrund der
Pendlerverkehre hin, insbesondere in den Nebenstraßen. Die Deutsche Bahn werde
nicht weiter investieren wollen, da andere Projekte priorisiert seien. Vor dem
Hintergrund, dass der RRX bis Hamm gehe, regte Herr Heidenreich Gespräche an,
den VRR-Übergangstarif auszuweiten. Hier bestünde ein Ansatz, Pendlerverkehre
von Kamen nach Hamm und Bönen zu lenken. Die Verkehre von Unna nach Dortmund
sollen langfristig anders getaktet werden.
Frau Scharrenbach betonte die Rolle der Stadt Kamen als Kragenkopf. Vor
dem Hintergrund der laufenden DB-Modernisierungsoffensive 3 bis 2023 und der
Modernisierungsoffensive 4 ab 2023 müssten entsprechende Gespräche geführt
werden, um langfristig eine direkte Anbindung von Süden zu schaffen und den
Nordzugang zu entlasten.
Herr Liedtke erinnerte, dass die Südanbindung bereits vor längerer Zeit
geprüft und aus Kostengründen abgelehnt worden wäre. Bereits Anfang der 2000er
habe diese Maßnahme ca. 6,5 Mio. Euro kosten sollen.
Herr Krause griff zusammenfassend noch einmal das Nahmobilitätskonzept
auf, das auch das Bahnhofsumfeld einschließe. Zur Parkraumbewirtschaftung liege
ein bindender Ratsbeschluss vor. Der Südzugang sei aus Kostengründen nicht
möglich und sinnvoll. Herr Krause befürwortete außerdem, Hamm und Bönen mit in
den VRR zu nehmen.
Herr Diederichs-Späh äußerte, durch den RRX werde sich die Abkoppelung
des Bahnhofs Methler endlich ändern. Ab dem Jahr 2017 würden entsprechend
steigende Fahrgastzahlen erwartet. Da die Deutsche Bahn ein Interesse an
funktionierenden Bahnhöfen habe, könnten auch Maßnahmen wie der Südzugang am
Bahnhof Kamen neu diskutiert werden.
Herr Breuer erklärte, für die Überlegung VRR ja oder nein spiele
sicherlich der Westfalentarif eine wichtige Rolle, der im nächsten Jahr
eingeführt werden solle. Dadurch seien Verschiebungen zu erwarten, da der
Westfalentarif von ganz Westfalen bis nach Dortmund gelte. So könnte
beispielsweise auch von Hamm ein günstigerer Fahrpreis bis nach Dortmund
gelten. Der RRX werde zudem sukzessive ab dem Jahr 2017 eingesetzt. Es sei
demnach mit einem länger andauernden Prozess der RRX-Einführung und
entsprechend steigenden Fahrgastzahlen zu rechnen.
Herr Lipinski ließ über die einzelnen Punkte des Antrags abstimmen. Zu
Punkt 4 erfolge keine Abstimmung, da zur Parkraumbewirtschaftung ein bindender
Ratsbeschluss bestehe.