Sitzung: 25.02.2016 Planungs- und Straßenverkehrsausschuss
Beschluss:
Der Planungs- und Straßenverkehrsausschuss beauftragt die Verwaltung ein Konzept zur Aktivierung von Wohnungsbaupotentialen in Kamen zu erstellen.
Abstimmungsergebnis: bei 4 Enthaltungen einstimmig angenommen
Der Sachantrag der CDU-Fraktion wurde als Tischvorlage zu Beginn der Sitzung vorgelegt.
Frau Scharrenbach begründete den vorliegenden Antrag der CDU-Fraktion. In diesem Zusammenhang wies sie u. a. darauf hin, dass der Sachantrag bewusst über den Antrag der SPD-Fraktion gelegt worden sei. Im Ältestenrat sei ein gemeinsames Vorgehen in Sachen Asyl abgestimmt worden. Der eingereichte Antrag der SPD-Fraktion habe in dieser Sache zu Irritationen geführt. Insofern habe sie den Fraktionsvorsitzenden der SPD um Prüfung der Antragseinbringung gebeten. Zudem sei der Eindruck entstanden, dass mit dem „Handlungskonzept Wohnen“ seit zwei Jahren nicht gearbeitet worden sei.
Auf Nachfrage von Frau Scharrenbach antwortete Herr Liedtke, dass bei der Schaffung von Wohnraum in Kamen sog. „Schlichtbauten“ nicht erwünscht seien. Gerade in Bezug auf die Energieeinsparverordnung (ENEV) seien abweichende Regelungen für den sozialen Wohnungsbau nicht vorgesehen.
Zum Sachantrag erläuterte Herr Liedtke, dass das vom Rat beschlossener „Handlungskonzept Wohnen“ für die Verwaltung eine dauerhafte Arbeits- und Entscheidungshilfe darstelle und somit eine wesentliche Arbeitsgrundlage sei. Beispielhaft verwies er auf Themenbereiche wie Bauleitplanung, Flächennutzungsplanung, Vorstudie Karl-Arnold-Straße/Blumenstraße, Integriertes Handlungskonzept Kamen-Heeren-Werve, Entwicklung Hemsack, LEP-Aufstellung. Er erinnerte an die bereits im Zuge der Erstellung der Wohnungsmarktanalyse geführte Diskussion über die Erstellung eines Baulückenkatasters und bestätigte nochmals, dass dies sehr aufwändig und nicht effektiv sei, da auch nicht verfügbare Potentialflächen aufgezeigt würden. Zielführender sei es, einen Aufruf an die Eigentümer zu starten und Grundstücke aufzuzeigen, die tatsächliche Entwicklungspotentiale bieten würden und die Schaffung von Wohnraum auch realistisch umsetzbar wäre. Die Verwaltung fühle sich durch den Antrag der SPD-Fraktion nicht kritisiert.
Frau Heidler begründete den Antrag der SPD-Fraktion. Intention des Antrags sei es, bezahlbaren Wohnraum für alle vorzuhalten und nicht explizit für Flüchtlinge. Es sei zu diesem Zweck schneller und effizienter, einen Aufruf in die Stadt hinein zu starten und so tatsächlich verfügbare Potentiale für den Wohnungsbau gezielt zu entwickeln. Das gute „Handlungskonzept Wohnen“ unterliege Veränderungen (z. B. höhere Geburtenrate, Zuzug von Flüchtlingen), denen mit dem Antrag Rechnung getragen werde.
Zum Thema „Baulückenkataster“ ergänzte Herr Kasperidus, dass die Begründung der CDU bereits vor zwei Jahren ausführlich diskutiert worden sei. Auch die Frage des Datenschutzes sei zu berücksichtigen. Die Bitte an die Verwaltung, ein Konzept zur Förderung des Wohnungsbaus zu erstellen, sei genau der richtige Weg und ermögliche die Anpassung an die derzeitigen Gegebenheiten. Die Aussage, dass eine „Billigbauweise“ durch das Bundesprogramm gefördert werde, stelle er in Frage. Er plädiere dafür, den vorliegenden Antrag der SPD zu beschließen.
Das Bundeswohnungsbauprogramm beziehe sich ausschließlich auf die Bereiche Flüchtlinge und Asyl und sei im Rahmen der Anhörung von Experten sehr umstritten betrachtet worden, erklärte Herr Diederichs-Späh. Es sei nicht konsequent, auf der einen Seite ein Klimaschutzkonzept zu beschließen und auf der anderen Seite die Anforderungen der ENEV herunterzuschrauben. Sowohl das von der CDU vorgeschlagene Baulückenkataster als auch die von der SPD geforderten Baulückenuntersuchungen mit Möglichkeiten der Bebauung, würden im Ergebnis zum gleichen Ziel führen. In Bezug auf den demografischen Wandel, der im „Handlungskonzept Wohnen“ für viele Siedlungsbereiche massive Leerstände dargestellt habe (z. B. in Westick) und auch mit Blick auf den Umgang mit dem vorhandenen Vermögen an Straßen, Wegen und Grünflächen, sei dringender Steuerungs- und Handlungsbedarf gegeben. Hauptthematik sei, diese Wohnbereiche zu reaktivieren.
Herr Lipinski wies darauf hin, dass es erforderlich sei, den Menschen, die sich in Kamen ansiedeln möchten, entsprechende Kapazitäten und Möglichkeiten bereitzustellen.
Frau Dörlemann erklärte, dass beide Anträge intensiv in ihrer Fraktion diskutiert worden seien und beide Anträge gute Ansätze für die gezielte Entwicklung von Wohnungsbau beinhalten würden. Ein Baulückenkataster stehe beim RVR zur Verfügung. Die Idee einer Kooperation mit Wohnungsbaugesellschaften sei gut. Diesbezüglich erkundigte sie sich, ob dies nur mit der UKBS vorgesehen sei. Nicht mitgetragen werde die Herabsetzung von Wohnbaustandards, insbesondere im energetischen Bereich.
Herr Diederichs-Späh verließ die Sitzung um 19.28 Uhr.
Frau Schaumann stellte fest, dass Baulücken bei Bauinteresse des Eigentümers auf jeden Fall bebaut würden und ein Konzept zur Ankurbelung der Wohnungsbauaktivitäten nicht erforderlich sei. Die Notwendigkeit eines Konzeptes werde lediglich für den öffentlichen Raum gesehen. Eine Ankurbelung des Wohnungsbaus sei von allen Seiten gewünscht.
Die Identifizierung von Grundstücken, die ggf. auch den Bau von Mehrfamilienhäusern zulassen, sei ergänzend im Antrag der SPD aufgenommen worden, führte Herr Liedtke aus. Die Problematik des Wohnungsbaus mit reduzierten Standards treffe nicht zu. Die UKBS sei nur beispielhaft als Wohnungsbaugesellschaft angegeben.
Frau Heidler
stellte klar, dass keine reduzierten Standards für geplante Wohnungsbauten
vorgesehen seien. Nicht praktikable, weitere Verschärfungen z. B. der ENEV
sollen vermieden werden. Ziel des SPD-Antrags sei es, den Wohnungsbau in Kamen
anzukurbeln. Der Antrag sei nicht begrenzt auf die Wohnraumschaffung für
Flüchtlinge. Die Ansprache von Wohnungsbaugesellschaften beschränke sich nicht
auf die UKBS. Nach ihrer Einschätzung zeichne sich kein Leerstand von
Siedlungsbereichen in Methler ab. Aufgrund der Aussage von Herrn Diederichs-Späh,
dass beide Anträge ein Ziel verfolgen würden, forderte sie die CDU auf, dem
SPD-Antrag zuzustimmen.
Auch die Fraktion Die Linke/GAL spreche sich für die Schaffung und den Erhalt von bezahlbarem Wohnraum aus, sagte Herr Müller. Eine bedarfsorientierte Entwicklung sei notwendig. In Kamen würden vor allem 1-Raum- und große Wohnungen fehlen.
Herr Kasperidus bat, dem Antrag der SPD-Fraktion zuzustimmen.
Nach Einschätzung von Herrn Standop habe sich der Wohnungsmarkt seit Erstellung des Handlungskonzeptes Wohnen nicht gravierend geändert. Er forderte die Umsetzung des Handlungskonzeptes und die daraus zwingend resultierende Erstellung eines Baulückenkatasters. In diesem Kontext sei die Zusammenarbeit mit den Wohnungsbaugesellschaften unabdingbar.
Herr Liedtke entgegnete, dass sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt deutlich verändert habe, dies werde auch von den Wohnungsbaugesellschaften bestätigt.
Frau Scharrenbach stellte wiederum ihre Argumentation für die im Ältestenrat besprochene gemeinsame, fraktionsübergreifende Antragstellung zu diesem Thema dar. Die Effekte des demographischen Wandels seien unverändert. Ein entsprechender Antrag werde an den Familien- und Sozialausschuss gerichtet. Eine Absenkung von Energiestandards im Wohnungsbau werde ausdrücklich abgelehnt. Die Entwicklung von Wohnungsbaupotentialen sei dringend erforderlich. Sie erklärte, dass ihre Fraktion sich bei der Abstimmung über den Antrag enthalten werde.
Herr Lipinski stellte fest, dass seitens der CDU eine Zusammenarbeit aufgekündigt worden sei. Dies wurde von Frau Scharrenbach bestätigt.
Frau Schaumann zeigte sich überrollt von der politischen Diskussion. Sie erkundigte sich bei der SPD darüber, wie ein solches Konzept für die Aktivierung von Wohnbaupotentialen aussehen solle. Für sie sei inhaltlich nicht klar, wie die Verwaltung auf die Aktivierung von Wohnungsbau einwirken könne. Dies sei eine grundsätzlich private Entscheidung.
Nach Auffassung von Frau Heidler, handele es sich um eine Prinzipiendiskussion. Eine Schlichtbauweise sei nicht geplant. Der demografische Wandel werde unterschiedlich definiert. Ziel sei es, neben den Wohnungsbaugesellschaften gezielt auch private Initiativen zu unterstützen. Die Einbeziehung von Förderprogrammen und gezielte Beratung der Bauherren gehöre zum Konzept.
Von Herrn Kasperidus wurde nochmals auf die Notwendigkeit der Belebung des Wohnungsbaus in Kamen hingewiesen. Der Antrag sei in der Sache zielführend und werde Aufrecht erhalten.
Frau Dörlemann signalisierte, dass ihre Fraktion dem Beschlussvorschlag des SPD-Antrages folgen könne.
Abschließend erklärte Herr Lipinski, dass alle Argumente ausführlich diskutiert worden seien.